Im Sommersemester 2011 wurde ein Sanierungsprojekt in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz durchgeführt. Hierbei handelt es sich um die Sanierung des Schlosses Steinort in Masuren / Polen. Die Studenten des Master-Kurses "Energieeffiziente Bauweisen" haben eine Exkursion nach Steinort vorgenommen und sich eingehend mit der baulichen und energetischen Sanierung des Schlosses beschäftigt. Hieraus sind Semester-Arbeiten und nachfolgend auch mehrere Master-Arbeiten entstanden, bzw. werden zurzeit bearbeitet. Die Ergebnisse sollen zu einer baldigen Sanierung des Schlosses beitragen. Es fand inzwischen auch ein Besuch von Studenten aus Warschau statt.

Das Schloss Steinort (Sztynort) hat eine hohe kulturelle und historische Bedeutung für Polen und Deutschland: Es handelt sich um den ehemaligen Stammsitz der Familie von Lehndorff. Heinrich Graf von Lehndorff gehörte zur Widerstandsbewegung vom 20. Juli 1944 und wurde wegen seiner Beteiligung an dem Attentat auf Hitler im September 1944 in Berlin hingerichtet. Der Kernbau des Schlosses wurde bereits um 1690 errichtet, die Seitenflügel wurden um 1830 ergänzt. Trotz seines momentan noch schlechten Bauzustandes soll das Schloss wieder hergerichtet werden und gilt als Hauptprojekt der Deutsch-Polnischen Kulturstiftung.

Steinort ist eingebettet in die wunderschöne masurische Seenlandschaft. Zur barocken Schlossanlage gehört ein Landschaftspark mit alten Eichen, einer neugotischen Kapelle und einem klassizistischem Teehaus sowie der Steinorter See und ein Friedhof mit der Lehndorffschen Familiengruft. Berühmt ist die Zufahrt zum Schloss über die alte Eichenallee. Schloss Steinort bildet in seiner baulichen Schönheit einen Gegenpol zu der düsteren Gewalt der Bunker der nahen Wolfsschanze. Die künstlerische Leichtigkeit als Ausdruck humanistischen Denkens ist ein wichtiges Symbol gegen die Hitler-Diktatur. Dieser besondere Erinnerungsort mit seiner großen historischen und baugeschichtlichen Bedeutung muss erhalten und saniert werden, um so auch für zukünftige Generationen erfahrbar zu bleiben. Das Schloss ist die einzige nahezu komplett erhaltene Gesamtanlage der ehemaligen ostpreußischen Familiengüter. Seine Entstehung ist auf einzigartige Weise dokumentiert, so dass eine originalgetreue Wiederherstellung möglich ist. Insbesondere der Mittelbau von 1689 mit seinen historischen Deckenbemalungen ist besonders erhaltenswert.

Für Bauingenieure von besonderem Interesse sind die bereits 1850 unternommenen Anstrengungen zur Reduzierung der sehr großen Deckendurchbiegungen infolge einer zu groß gewählten Stützweite, sowie die Sanierung der gewaltigen Holzdachkonstruktion. Die Entfeuchtung des Mauerwerks und der Holzbauteile und die energetische Sanierung des Gebäudes stellen weitere bauphysikalische Herausforderungen dar. Der linke Schlossflügel muss hinsichtlich der im Rahmen zweier Exkursionen festgestellten, fortschreitenden Setzungen durch Baugrundmaßnahmen stabilisiert werden.